TRÄNEN
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Januar 2023, Leipzig. Die Stadt scheint seit Monaten in Schatten getaucht, mangelnder Sonnenschein wird höchstens durch das Flimmern trashiger Leuchtreklame, das Aufblitzen penetranter Autoscheinwerfer, »Neumond« und »Vollmond« ersetzt. Im eiskalten Halbdunkel spazieren Gwen Dolyn und Steffen Israel über matschig-karge Freiflächen, vorbei an archaischen Fabrikgebäuden und verblassten Schwarz-Chrom-Graffitis. Die beiden saugen die Atmosphäre in sich auf — das Dreckswetter, das öde Treiben, die abweisenden Blicke der Späti-Verkäuferin, diesen hartnäckigen Geruch von Tristesse — bevor sie sich hastig in traute Gemütlichkeit zurückflüchten. Genauer: ins mit modrigen Teppichen ausgelegte Kellerstudio von Produzent Simon Freidhöfer. In diesem Setting erwächst Stück für Stück das Ichbewusstsein einer Band, die sich DIE TRÄNEN nennt.