Namika
Do, 08.06.23
Columbiahalle, Berlin
Dieser Termin liegt in der Vergangenheit.
Namika - Wie geht’s dir?
„Wie geht‘s dir?“ – ist das eigentlich noch eine ernstgemeinte Frage, ein ehrliches Erkundigen nach dem Gemütszustand des Gegenübers oder schon eine mal eben schnell dahingesagte Floskel? Und wie ernst und ehrlich ist man zu sich selbst, wenn man auf diese Frage mit einem kurzen und knappen „Alles gut“ antwortet? Und interessiert der Fragende sich überhaupt wirklich dafür? Mit ihrem neuen, im Frühherbst 2022 erscheinenden, Album macht Namika sich genau darüber Gedanken und wirft noch weitere große Fragen ins Scheinwerferlicht.
Entstanden ist „Wie geht’s dir?“ in den letzten drei Jahren. Eine intensive Zeit, in der Namika nicht nur krank wird und sich zurückzieht, sondern auch eine weltweite Pandemie das Leben aller Menschen gehörig durcheinanderbringt. „Ich bin in dieser Zeit oft von Außenstehenden gefragt worden, wie es mir geht und ich muss zugeben, dass ich mich öfters mal dabei ertappt habe, wie ich einfach nur ‚Alles gut‘ entgegnet habe, ohne mir zumindest selbst mal diese Frage bewusst und ehrlich zu beantworten. Natürlich war nicht alles gut“, erinnert sich Namika. „Und so wurde mir erst klar, dass die Art und Weise wie wir diese Frage im Alltag verwenden, nicht mal annähernd ihrer Tiefgründigkeit gerecht wird. Es ist eine Frage für deren Antwort man Zeit einplanen sollte, wenn man diese wirklich erfahren will. Auf „Wie geht’s dir?“ hat Namika genau das getan, sich auf die Suche nach Antworten gemacht – und diese fallen je nach Song ganz unterschiedlich aus. „Das Leben ist schließlich eine emotionale Achterbahnfahrt – und jede für mich prägende Momentaufnahme dieser Achterbahnfahrt hat auf diesem Album, aber vor allem in meinen Erinnerungen einen besonderen Platz bekommen.“
Produziert von High P. aus Paris, Beatgees, Suena & Lucry , Producer-Newcomer Martn Beats, sowie Jules Kalmbacher und Jens Schneider besticht „Wie geht’s dir?“ genau durch diese musikalischen Gegensätze. Deutsch-Urban-Pop wie man ihn bis dato noch nicht kennt. Stattdessen changieren die Songs zwischen atmosphärischem Afro-Pop, drückenden Trap-Bangern und Versatzstücken des französischen Chansons, gepaart mit Namika’s einzigartiger Stimme und ihrem, wie gewohnt, ganz eigenen, detailverliebten Schreibstil.
Eine Kombination, mit der die Rapperin, Songschreiberin und Sängerin seit ihrem Debütalbum „Nador“ besticht. Das 2015 erschienene Album hielt sich ganze 34 Wochen in den Offiziellen Charts und erhielt für über 100.000 verkaufte Exemplare Gold. Für die darauf enthaltene Nummer-1-Single „Lieblingsmensch“ gab es gleich mehrfach Gold in Deutschland, Österreich und der Schweiz und zog Einladungen zum Bundesvision Song Contest, dem New Music Award und mehrfache Echo Nominierungen nach sich. „Je ne parle pas français“ vom Nachfolger- Album „Que Walou“ erreichte ebenfalls Platz 1 der deutschen Charts und holte Gold bzw. Platin in allen drei Ländern und erhielt zahlreiche Preise.
Die Stücke auf ihrem neuen Album „Wie geht’s dir?“ stehen den raffinierten Songs der Vergangenheit in nichts nach. Da ist zum Beispiel „Touché“, ein melancholisches Duett mit Rap-Shootingstar Pajel, das von den letzten Augenblicken zweier Menschen erzählt, die schon bald getrennte Wege gehen werden. Die Zunge vom Weißwein gelockert, das Herz schwer von der Erkenntnis, dass das ganz persönliche Hotel California gerade dabei ist, einzustürzen – aber ein letztes Mal einchecken geht noch. Oder der Song „Unbekannt“, welcher den Moment einfängt in dem, die Person um die es geht, ein höfliches ,Nein’ nicht verstehen will und nicht aufhört mit unterdrückter Nummer in Dauerschleife anzurufen. „Das war schon verrückt“, fügt Namika lachend hinzu. Oder „Liebe ist“ – ein Song, der sich leichtfüßig der großen Frage widmet, was genau Liebe eigentlich ist, wann sie beginnt und was sie vom Verliebtsein unterscheidet.
Auf den fast schon philosophischen Song folgt „Was du nicht siehst“: „Sie sehen mich an, gehen auf Distanz – als hätte ich eine Waffe / und klammern ihre Tasche / ein Parasit im Paradies / sind wir nicht alle Diebe – nur aus einer anderen Perspektive?“, singt Namika zu dezenter Akustikgitarre und energischen Percussions und deutet das bekannte Kinderlied zu einer eindrücklichen Geschichte von Doppelmoral um, die unter die Haut geht. Dann gibt’s noch „Saudade“: „Deine Schönheit tut so weh, meine kleine Saudade / und wenn du dich zu mir legst, bin ich deine, Saudade“, singt Namika sehnsüchtig – und im ersten Moment meint man, dass das wehmütige Stück einem anderen Menschen gewidmet ist. „Genau das war die Idee“, erzählt Namika. „Aber Saudade beschreibt im Portugiesischen eine ganz besondere Form der Sehnsucht und des Weltschmerzes, den ich mit diesem Song zum Ausdruck bringen wollte.“
Einer ganz anderen Sehnsucht widmet Namika sich derweil mit „Globus“: „Komm ich dreh am Globus und du tippst drauf, ganz egal ob Nordpol oder Curaçao. One-Way, zu zweit, wohin dein Finger auch zeigt“, singt Namika zu treibenden, gut-gelaunten Afropop-Beats und weckt uns mit einer audiovisuellen Weltreise aus unserem Lockdown-Albtraum. „Wenn wir nicht raus in die Welt können, dann möchte ich uns eben die Welt nachhause bringen“, erklärt Namika. „Aber so erdrückend die letzten zwei Jahre Pandemie auch waren, haben sie doch auch etwas Positives“, findet Namika.
„Es fühlte sich so an, als hätte irgendwas oder irgendwer einmal kurz den Reset-Knopf für uns gedrückt, um uns Zeit und Raum für die grundlegenden Dinge des Lebens zu schaffen.“ Sei es nun die Frage, ob es da, wo man sich gerade im Leben befindet, auch richtig und gut für einen ist. Oder ob man vielleicht doch nochmal die Work-Life-Balance feinjustiert. Plötzlich war da genug Zeit, um die Frage: „Wie geht’s dir?“ mal ernstgemeint zuzulassen und ehrlich darüber nachzudenken. Das Ergebnis ist das dritte Album von Namika.
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